Hungersnot in Zentralkenia 1899

Karte Kenias

Die Hungersnot in Zentralkenia 1899 ist als eine verheerende Katastrophe in die Geschichte Kenias eingegangen. Sie breitete sich ab 1898 rasch in der Zentralregion des Landes um den Mount Kenya aus, nachdem es über mehrere aufeinanderfolgende Jahre hinweg nur geringe Niederschläge gegeben hatte. Heuschreckenplagen, Viehkrankheiten, die die Rinderbestände dezimierten, sowie der wachsende Lebensmittelbedarf durchreisender Karawanen von britischen, swahilischen und arabischen Händlern trugen ebenfalls zur Nahrungsknappheit bei. Mit der Hungersnot ging zudem eine Pockenepidemie einher, die ganze Landstriche entvölkerte.

Die Zahl der Opfer ist unbekannt, Schätzungen der wenigen europäischen Beobachter bewegten sich zwischen 50 und 90 Prozent der Bevölkerung. Betroffen waren alle in diesen Regionen lebenden Menschen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.

Da die Hungersnot mit der Etablierung der britischen Kolonialherrschaft zusammenfiel, sahen die Bewohner des zentralen Kenias sie nicht als Folge von natürlichen Ursachen. Sie verstanden sie vielmehr als Zeichen einer universellen Krise, die das Gleichgewicht zwischen Gott und der Gesellschaft störte und die sich ebenso in der Kolonialherrschaft manifestierte.

Die Hungersnot zog eine soziale Neuordnung nach sich, die es der britischen Kolonialmacht und den europäischen Missionsgesellschaften erleichterte, sich in Kenia zu etablieren, zur Ethnisierung des Landes beitrug und ein bis heute nachwirkendes kollektives Trauma in der kenianischen Bevölkerung bewirkte.


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